Verein zur Förderung der Ambulanten Chirurgie

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30.03.2019

Das chronische regionale Schmerzsyndrom - Erfahrungen aus 18 Jahren Praxis

Dr. med. Matthias Hager | Geraer Symposium Chirurgie 2019 | 30.03.2019 | Kommunikationszentrum der Sparkasse
Gera-Greiz

Dr. Matthias Hager (Chirurgische Gemeinschaftspraxis Gera) berichtet über 18 Jahre Erfahrung mit diesem Krankheitsbild in der Niederlassung. Zunächst muss grundsätzlich festgestellt werden, dass die Budgetbefreiung für „längstens“ 12 Monate lächerlich ist und vom Unverständnis der Kostenträger, ebenso wie oft von Familienangehörigen und beruflich Vorgesetzten geprägt ist. Das ist eines der Kennzeichen dieser schwierigen Erkrankung. Bei den aktuell in Behandlung befindlichen Fällen liegt das primär auslösende Ereignis 3-6 Jahre zurück. Die längste Behandlungszeit bisher dauerte 7 Jahre. Die möglicherwiese tieferliegenden Ursachen teilen die Betroffenen nicht oder nur zögerlich mit, der Arzt kommt meist im ersten Anlauf nicht auf die Idee danach zu fragen. Die aber sicherlich häufigsten Ursachen an der oberen Extremität sind eine schmerzhafte Reposition und eine mangelnde Gipstechnik (die Älteren unter uns können sich erinnern, dass es an größeren Kliniken durchaus auch einen „Gipsmeister“ in der Ambulanz gab). Die beste Therapie besteht also in der Vermeidung von auslösenden Ursachen als primäre Aufgabe des Arztes. Es wurden 308 Patienten mit Verdacht, darunter 157 nachgewiesene CRPS, behandelt. Es gibt zumindest drei klare Prädispositionen. Zum einen das Geschlecht (ca. 75% weiblich, 25% männlich, auch bei Verdachtsfällen und differentialdiagnostisch ähnlichen Fällen[!]),  das Alter (54% der Patienten sind zwischen 50 und 70 Jahre alt) und der Ort der auslösenden Verletzung (85% obere Extremität), sofern eine solche vorliegt. Weitere Dispositionen sind nicht relevant, wobei aber vermutlich grundlegende Eigenschaften wie übertriebene Genauigkeit (zeilenweises Lesen der „Waschzettel“ und daraus folgend Nichteinnahme von Medikamenten), Ängstlichkeit („warum gerade ich“), Negation von Problemen („kann mir doch nicht passieren“), Ausweichen/Vermeidungsstrategien (Angehörige werden zum Rezeptabholen geschickt, kein Arztbesuch-kein Problem) und missliche Lebenssituationen verstärkend wirken. Die Möglichkeiten einer hochfrequentierten allgemeinchirurgischen Praxis sind die Verordnung von Physiotherapie, Ergotherapie etc., sowie von nicht-opioiden Analgetika, NSAR und Gespräche/Konsultationen weit außerhalb des Budgets.  Darüber hinaus sollte die Kompetenz enden und die Mitbehandlung eines erfahrenen Schmerztherapeuten einbezogen werden. Die Verteilung auf die Versicherungsverhältnisse entsprach in etwa dieser, wobei der Männeranteil bei der GUV verständlicherweise etwas höher lag.

 

 




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