Verein zur Förderung der Ambulanten Chirurgie

e.V.




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12.12.2015

Ligamentäre Verletzungen des ulnaren Daumengrundgelenkes

Dr. med. Carsten Dorow | 17. Wintersportsymposium | 12.12.2015 | Vorderlanersbach/Tux Hotel Kirchlerhof

Anatomisch sind beim sogenannten „Skidaumen“ 3 Bänder im Spiel, das Ligamentum collaterale, das Ligamentum collaterale accesorum und das Ligamentum phalangoglenoidale.

Der Verletzungsmechanismus ist die forcierte palmare Abduktion des Daumens die zur ulnaren Seitenbandläsion führt. Das Verhältnis zur radialen Seitenbandläsion beträgt 10:1. 1,2% der Skiverletzungen betreffen den Daumen, aber auch bei vielen anderen Sportarten, vor allem solchen, die mit einer gewissen Sturzhäufigkeit verbunden sind, kommt diese Verletzung vor. Eine chronische Instabilität ist auch bekannt unter „Gamekeepers thumb“.

Die Klassifikation kennt 4 Typen. Typ „0“ ist die Elonguation des Bandes mit Ruptur einzelner Fasern unter Erhalt der Kontinuität. Typ „1“ ist die intraligamentäre Ruptur mit proximalen und distalen Randstumpf. Typ „2“ ist der Abriss des Bandes  von seiner proximalen oder distalen Insertion und der Typ „3“ der knöcherner Ausriss des Bandes  mit seiner proximalen oder distalen Insertion.

Die Diagnose wird durch die klinische Untersuchung, Röntgen in 2 Ebenen (gehaltene Aufnahmen), ggf. Sonografie (Sensitivität 76%-100%, Spezifität 53%-81%) und auch MRT (Sensitivität 89-100%) gestellt.

Die Symptome sind Schwellung, Druckschmerz und ulnare Aufklappbarkeit. Ein Seitenvergleich ist unabdingbar. 40-60 % der konservativ behandelten ulnaren Bandrupturen werden nicht stabil.

Eine Besonderheit ist die „Stener-Läsion“. Hier schlägt der Bandstumpf nach proximal über die Aponeurose des Adduktor pollicis. Das führt zur Instabilität in 30° Beugung und Streckung, das Seitenband und das akzessorische Seitenband sind gerissen. Eine isolierte Verletzungen des Seitenbandes  zeigen keine  „Stener-Läsion“ und Stümpfe sind nicht disloziert.

Entscheidungskriterien zur Operation sind Aufklappbarkeit in Streckstellung >35°, eine Differenz der Aufklappbarkeit im Vergleich zur Gegenseite von >15°, ein palpatorisch nachweisbares Knötchen am ulnaren Bandansatz, eine Differenz in Streckung und 30° Beugung von < 20°, ein fehlender Bandanschlag, eine palmare Translation der Grundphalanx von >3mm, ein radiologisch nachweisbares rotiertes knöchernes Basisfragment und die „Stener-Läsion“.

Bei der akuten Verletzung ist unabhängig von der Art der Therapie eine Retention von 4-6 Wochen erforderlich. Das Band ist nach 10-12 Wochen stabil. Chronische Schädigungen fallen bei fehlendem Trauma durch einen schmerzhaften und instabilen  Gegengriff des Daumens auf. 

Eine Bandplastik wird bei ulnarer Instabilität ohne Arthrose und normaler Beweglichkeit  >30° Flexion, bei ulnarer Instabilität mit Arthrosezeichen bei Arthrodese des Daumensattelgelenkes und/oder des Endgelenkes und bei Patientenwunsch des Erhalts der Beweglichkeit (z.B. Sport, Musiker) empfohlen. Eine Arthrodese wird bei Arthrose des Daumengrundgelenkes mit einer natürlichen Beweglichkeit unter 30° Flexion im Vergleich zur Gegenseite und lang anhaltendem Schmerz im Daumengrundgelenk erforderlich. 

Dr. med. Carsten Dorow, Praxis Chirurgie / Unfall- und Handchirurgie 
Bahnhofstraße 25, 07768 Kahla  




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